Willkommen im Gipskarst Südharz


Erster Südharzer Weidetierhalterstammtisch im Hotspot Gipskarst

Der Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser e.V. (LPV) hatte am 28. September 2021 zu einem ersten Weidetierhalter-Stammtisch eingeladen.  Im Rahmen seines Hotspot-Projektes „Gipskarst Südharz – Artenvielfalt erhalten und erleben“ berät der LPV zu allen Fragen der Weidetierhaltung sowie zu finanziellen Fördermöglichkeiten extensiver Bewirtschaftung und unterstützt bei der Vermittlung von Weideflächen. Im Rahmen dieses neuen Formats wurden Erwerbs- und Hobbytierhalter aus dem Gebiet des Südharzes und dem nördlichen Kyffhäuserkreis erstmals eingeladen, gemeinsam Vorträge zu verschiedenen Themen rund um Aspekte der Tierhaltung, Landschaftspflege, Fördermöglichkeiten und Herdenschutz zu erleben und mit Fachleuten sowie untereinander zu diskutieren und in Austausch zu treten.

Da eines der wichtigsten Ziele des im Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ geförderten Hotspot-Projektes der Erhalt der typischen Südharzer Kulturlandschaft ist, sind die regionalen Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter unentbehrliche Partner.
Durch jahrhundertelange landwirtschaftliche Nutzung in Form von Beweidung und Mahd entstanden wertvolle Wiesen, die in der Südharzer Gipskarstregion einen unschätzbar wichtigen Lebensraum für zahlreiche seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten darstellen. Diese können nur in enger Zusammenarbeit mit den weidetierhaltenden Betrieben und den Menschen der Region erhalten werden.

In seinem Grußwort hat der Geschäftsführer des Landesverbandes Thüringer Schafzüchter e.V., Uwe Erl, die Teilnehmer über den Inhalt laufender Fachgespräche mit den zuständigen Ministerien zur neuen KULAP-Förderperiode ab 2023 informiert und die Schwierigkeiten beim Ringen um kostendeckende Fördersätze erläutert. Es gibt derzeit noch keine konkreten Informationen zur Ausgestaltung der neuen KULAP-Programme in Thüringen.

Die Verbände kämpfen darum, dass die Weidetierhalter als wichtige Partner im Erhalt unserer Kulturlandschaft anerkannt bleiben und ihre Leistungen von der Gesellschaft angemessen und auskömmlich honoriert werden.

Die Leiterin des Hotspot-Projektes, Heike Stolle, stellte das Projekt mit seinen wichtigsten Zielen, Inhalten und Arbeitsschwerpunkten vor. Sarah Backhaus, verantwortlich für den Bereich Landschaftspflege, erläuterte anschließend die Bedeutung der landschaftspflegerischen Maßnahmen für den Erhalt der Biodiversität speziell in der Gipskarstlandschaft und belegte die Herausforderungen und Erfolge verschiedener Maßnahmen an Hand von Fotos und Zahlen. Sie verwies ausdrücklich darauf, dass die Maßnahmen langfristig nur erfolgreich sind, wenn eine Nachnutzung der Flächen, vorrangig durch Beweidung, gewährleitet ist.

Das Aufgabengebiet der Beratung von Weidetierhalterinnen und Weidetierhaltern obliegt im Hotspot-Projekt Flora von Steimker, die in ihrem Vortrag das Leistungsangebot des Landschaftspflegeverbandes vorstellte. Dazu zählt neben Informationen zu Förderrichtlinien und Unterstützung bei der Antragstellung auch der Verleih von geeignetem Weideequipement, um die Beweidung von naturschutzfachlich wertvollen Splitterflächen durch kleinere Tierhalter oder Hobbytierhalter zu unterstützen.

Gerhard Schuh, Referent für Schaf-und Ziegenhaltung beim Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR), erläuterte die für die Weidetierhaltung relevanten Aspekte der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Die Mittelbereitstellung im Rahmen des Kulturlandschaftsprogrammes (KULAP), dessen Naturschutzteil für die Landschaftspflege in Thüringen eine herausragende Position einnimmt, ist noch in der Planung.

Lebhaft diskutiert wurde unter den Teilnehmern der Umgang mit Wolfsrissen in Weidetierbeständen und geeigneten Schutzmaßnahmen, wie z.B. der Einsatz von Herdenschutzhunden und die Errichtung von Weideschutzzäunen mit 1,20 Meter Höhe. 

Eckart Stolle vom Agrarförderzentrum Nordthüringen gab einen Einblick in das neue Antragsverfahren für die GAP-Förderperiode ab 2023. Er stimmte optimistisch, dass mit gemeinsamen Kraftanstrengungen auch diese Antragsphase trotz vieler Neuerungen zu bewältigen ist.

Die Projektkoordinatorin des Projektes „Weidewonne“ der Naturstiftung David, Stefanie Schröter, erläuterte Ziele, Aufgaben und Herausforderungen bei der Vermarktung von Lammfleischprodukten aus Mittelthüringen über die Produktmarke „Weidewonne“.

Der Produktmarke soll auch im Südharz zu mehr Bekanntheit verholfen werden, wobei man sich der Schwierigkeiten bewusst ist, regionales Lammfleisch ganzjährig an den Verbraucher und die Verbraucherin zu bringen. Hier muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, auch in der Hinsicht, dass ein regional erzeugtes Produkt preisintensiver ist als Importware, die tausende Kilometer weit herangeschafft wird.
Frau Schröter betonte, dass Schafhaltung auch in Zukunft problematisch hinsichtlich der Einkommenssicherung für den Landwirt bleiben wird, auch wenn sich die Akzeptanz in der Gesellschaft verbessert hat. Ohne eine adäquate finanzielle Förderung der Leistungen, die schafhaltende Betriebe für den Erhalt unsere Kulturlandschaften erbringen, wird es zukünftig immer weniger Betriebe geben. Sie verwies auf Beispiele in Norddeutschland, wo Schafe als „Landschaftspfleger“ bereits einen hohen Stellenwert besitzen.

Der Weidetierhalterstammtisch soll zukünftig regelmäßig stattfinden. Neben Beratung und Information ist eine Vernetzung der Akteurinnen und Akteure untereinander sowie mit Fachbehörden und Naturschutzverantwortlichen unabdingbar. Landschaftspflege mit Schafen und Ziegen ist aktive Gestaltung von Lebensräumen für Pflanzen und Tieren, insbesondere jedoch für uns Menschen, dafür muss die Weidetierhaltung unsere größte mögliche Unterstützung und Aufmerksamkeit erhalten.